Diese 12 Festivaltypen triffst du an jedem Openair
Die Auswahl an Festivals ist riesig. Unser interaktiver Openair-Guide hilft dir deshalb bei der Entscheidung. Aber egal, welches Festival er für dich ausspuckt, diesen zwölf Typen wirst du auf jeden Fall begegnen.
Die Musikfanatikerin
Das Openair hat die Musikfanatikerin sich nicht etwa nach Lage oder Coolness-Faktor ausgesucht, sondern einzig und allein nach dem Line-Up. Dafür fliegt sie durchaus auch einmal in ein anderes Land. Den Spielplan hat sich die Musikfanatikerin ausgedruckt und ihre Lieblingsbands mit Leuchtstift angestrichen. Trotzdem muss sie keinen Blick auf den Ablauf werfen, denn sie hat alle Spielzeiten im Kopf. Um ganz sicher zu sein, dass sie nichts verpasst, hat sie sich aber auch im Festivalapp einen Alarm für jede ihrer Lieblingsbands gesetzt. Man trifft sie immer mit einer Flasche Wasser in der Hand an, denn Dehydrierung ist der natürliche Feind einer Musikfanatikerin. Alkohol gönnt sie sich nur selten, denn sie will die Auftritte ihrer Lieblingsbands auf keinen Fall verpassen oder nur teilweise mitkriegen. Ist das letzte Konzert des Tages vorbei, ist auch die Musikfanatikerin nirgends mehr zu finden. Sie liegt dann bereits mit Oropax in ihrem Zelt, damit sie für den Konzertmarathon am nächsten Tag genügend Energie hat.
Der Säufer
Was dem Säufer vom Festival bleibt, sind ein deftiger Sonnenbrand und jede Menge Bilder auf den Handys seiner Kollegen, auf denen er abwechselnd schlafend, halbnackt, johlend oder mit glasigem Blick ins Leere starrend zu sehen ist. Gäbe es diese Fotos nicht, wäre der Säufer nicht sicher, ob er tatsächlich am Festival war. Schliesslich hat er sich schon im Zug Richtung Openair ein Bier nach dem anderen gegönnt und ist dann schnell zu härterem Alkohol übergegangen. Der Filmriss setzt deshalb schon vor der Ankunft auf dem Festivalgelände ein. Und weil der Säufer dort immer weiterbechert, hält der Filmriss auch bis zum Schluss. Die meiste Zeit verbringt er auf dem Zeltplatz Pavillon. Die wenigen Konzerte, an die er es doch irgendwie schafft, verbringt er entweder laut mitgrölend oder schlafend auf dem Boden mitten im Publikum. Er weiss am nächsten Tag sowieso nichts mehr von der Show und wahrscheinlich vergisst er bei der Abreise nicht nur sein Zelt, sondern auch seine wichtigen Festival-Accessoires: die Kühlbox oder Kühltasche und das Planschbecken in denen der Nachschub gekühlt wurde.
Die Selfie-Queen
Die Festival-Tickets bucht die Selfie-Queen schon, bevor das Line-up bekannt ist. Denn ihr ist grundsätzlich egal, wer spielt. Hauptsache, die Bands und das Festival sind berühmt und machen alle Freunde neidisch. Sobald das Eintrittsbillet erstanden ist, verkündet sie das auf Facebook. Dann beginnt sie damit, ihre Garderobe zu planen. Sie kauft kurze Jeans-Hotpants, bauchfreie T-Shirts mit Batikmuster, Westen mit Fransen, Federohrringe, Sandalen und ausgefallene Gummistiefel, jede Menge Blumenhaarspangen, übergrosse Hüte und natürlich 70er-Haarbänder. Dann übt sie das Peace-Zeichen vor dem Spiegel, damit es auf den Fotos vom Festival auch sitzt. Die Finger- und Zehennägel werden kunterbunt lackiert. Im Gepäck der Selfie-Queen ist dank der minimalistischen Textilien genügen Platz für ein XXL-Necessaire mit allem was das Beautyherz begehrt und den den existenziell wichtigen Gadgets: Powerbank und ein Selfie-Stick. Auf dem Festival angekommen wird alles fotografisch festgehalten und natürlich sofort auf Social Media geteilt. Und damit sie dort einen guten Eindruck macht, steht die Selfie-Queen mindestens einmal täglich bei den Duschen an – egal, wie lange die Schlange ist. Immerhin hat sie beim Anstehen Zeit, den besten Instagram-Filter für ihre Fotos zu finden.
Die Hippie-Braut
Auf den ersten Blick könnte man die Hippie-Braut mit der Selfie-Queen verwechseln. Während Letztere ihre Hippie-Accessoires aber nur für Festivals trägt, dafür sogar extra teuer ersteht, gehören sie für die echte Hippie-Braut zum Alltag. Bei der Unterscheidung hilft auch ein Blick auf die Haare, die bei der Hippie-Braut schon mal als Rastas daherkommen. Ausserdem machen ihr Schlamm und Dreck nichts aus. Sie geniesst den Schmutz wie alle anderen Aspekte des Festivals: die Musik, die Gemeinschaft, das Tanzen, das Trinken und natürlich auch den einen oder anderen Joint. Oder wie die Tippie-Tante es zusammenfassen würde: Sie spürt die Liebe. Man trifft sie schon einmal zusammen mit anderen Hippies im Kreis vor dem Zelt sitzend beim Singen und Gitarrespielen.
Der Luxustyp
Zum Festivalgelände kommt der Luxustyp nach einem ausgiebigen Brunch mit dem Taxi. Dieses bringt ihn abends auch wieder nach Hause oder ins Hotel, denn im Zelt zu übernachten, ist für den Luxustyp der pure Horror. Wenn es regnet, bleibt er lieber gleich zu Hause. Ist er schon am Festival, wenn die Wolken brechen, holt er seinen Schirm hervor – der knallgelbe Regenmantel passt einfach nicht zum Outfit! Aus Angst, dass seine Schuhe dreckig werden könnten, geht er aber so oder so bald nach Hause, wenn das Wetter nicht mitspielt. Er verlässt das Festival auch, wenn die Natur ruft, denn auf einem Toi-Toi wird man den Luxustypen garantiert nie antreffen.
Der Ausgestattete
Wer ihn als Zeltnachbarn hat, hat Glück gehabt. Denn der Ausgestattete hat nicht nur das ideale Zelt für ein Festival-Wochenende. Er hat auch alles andere dabei, was man brauchen könnte: einen Grill und das passende Survival-Feuerzeug, das sogar im strömenden Regen noch funktioniert. Pflaster und Medikamente haben sowieso ihren fixen Platz im Rucksack. Damit er all sein Material transportieren kann, hat der Ausgestattete einen geländefähigen Ziehwagen dabei. Darauf hat er alles, was praktisch ist: Toilettenpapier, Pinzette, Desinfektionsmittel, Trockenshampoo – die Liste ist endlos. Natürlich hat er auch an alles gedacht, was für Unterhaltung sorgt, etwa an die besten Böxli, um den Zeltplatz zu beschallen, oder Jasskarten, wenn nicht gleich ein ganzes Pokerset. Was auch immer man vergessen hat, der Ausgestattete hat es dabei und teilt meist gerne. Natürlich nur für eine Belehrung im Gegenzug.
Die Motzerin
Vom Schlafen im Zelt hat sie Rückenschmerzen, die Toiletten sind dreckig, die Schlangen an den Essensständen zu lang und das Essen dann sowieso nicht gut. Die Musik ist schlecht abgemischt oder die Band ganz allgemein nicht für Live-Auftritte geeignet und der Konzertgänger nebenan singt erst noch falsch mit. Das Bier ist zu warm und das Wetter viel zu heiss. Aber Regen ist auch scheisse. Wobei dann wenigstens die stinkenden Festivalgänger etwas gewaschen würden. Und sowieso, seit wann gehen eigentlich nur noch Idioten an Openairs? Die Motzerin hat einfach an allem etwas auszusetzen und ist immer unzufrieden. Glücklich schwelgt sie in Erinnerungen an frühere Festivals, als alles noch besser war. Dabei hat sie damals genau gleich rumgenörgelt.
Der Veterane
Sein uraltes Festivalshirt ist völlig verwaschen. Seine Haut ist faltig. Aber so richtig sicher, ob das einfach von Sonne und Zigaretten oder doch eher vom fortgeschrittenen Alter kommt, bist du nicht. Das ist auch nicht so wichtig, denn im Vergleich zu den anderen Festivalgängern wirkt der Veterane so oder so wie ein Opa. Das ist er teilweise sogar gerne. Etwa wenn er den jungen Menschen erzählen kann, wie es früher auf Festivals zu und her ging. Als noch nicht jeder mitgefilmt hat, war sowieso alles noch besser. Und als die Musiker noch nicht durch Castingshows berühmt wurden, hatten sie noch wirklich etwas auf dem Kasten. Er tut, als wäre er höchstpersönlich in Woodstock dabeigewesen, und hat für die jungen Openair-Besucher nur einen spöttischen Blick übrig. Wenn es dann aber Abend wird, will auch der Veterane plötzlich dazugehören. Deshalb gibt er den armen Studenten ein Bier aus und tanzt mit ihnen um die Wette. Dann sind es plötzlich die Jungen, die nur noch einen spöttischen Blick übrig haben.
Der Partymensch
Die Konzerte der Bands sind dem Partymenschen egal. Er dreht erst dann richtig auf, wenn die DJs aufzulegen beginnen. Richtig aufdrehen heisst: er tanzt, er säuft und er nimmt alles, was ihm an Drogen angeboten wird. Daher ist er auch noch voll in Partystimmung, wenn die DJs längst zu spielen aufgehört haben. Zum Glück findet er dann meist noch andere Partymenschen, die mit ihm weiterfeiern. Und so torkelt er erst zurück ins Zelt, wenn sich die anderen Festivalbesucher bereits wieder aufmachen, um die ersten Konzerte zu sehen. Dann fällt der Partymensch in einen komatösen Schlaf, bis er wieder fit ist für die Afterhour.
Die Umweltbewusste
Sie bezahlt extra, um ihr Zelt in der “Grünen Zone” aufstellen zu können, belehrt jene, die in Waldnähe campen und Lärm machen (“Hier leben wilde Tieren, deren Rhythmus du völlig durcheinander bringst!”), hält jenen Standpauken, die nach dem Festival ihr völlig zerstörtes Zelt einfach zurücklassen (“Kannst du deinen Abfall nicht selbst wegräumen?”), und verbringt die Hälfte des Festivals damit, die von anderen achtlos weggeworfenen Tüten, Dosen und Becher aufzusammeln. Immerhin: Am Ende des Openairs hat die Umweltbewusste meist so viele depotpflichtige Becher zusammen, dass sie das Geld wieder eingespielt hat, das sie für die Festivaltickets ausgegeben hat.
Der Ausgefallene
Der Ausgefallene hat nur ein Ziel: auffallen! Deshalb trifft man ihn im Borat-Badeanzug, im Affenkostüm oder im Morphsuit. Wer erst beim Festival merkt, dass er eigentlich auch zu denen gehört, die um jeden Preis auffallen wollen, wälzt sich wenigstens im Schlamm oder versucht es mit Stage Diving. Mancher zieht auch einfach blank. Aber Achtung, Nackte fallen nicht automatisch in Kategorie der Ausgefallenen. Oft steckt hinter der spontanen Entledigung sämtlicher Klamotten ganz einfach der Alkohol und die Betroffenen wären am nächsten Morgen noch so froh, sie wären eben nicht aufgefallen.
Die Schnorrerin
Sie hat nichts dabei, will aber auch nichts kaufen. Also haut sie all ihre Kollegen an – um ein Bier, eine Zigarette, ein paar Dosenravioli vom Camping-Kocher oder eine Pelerine. Irgendwann haben die Freunde der Schnorrerin jedoch die Nase voll. Kein Problem für sie, denn sie ist ein guter Socalizer. Also freundet sie sich mit anderen Gruppen auf dem Zeltplatz an in der Hoffnung, sie bieten ihr eines ihrer lauwarmen Biere an. Bei den Konzerten fragt sie einfach den Nachbarn nach einer Zigarette. Und wenn niemand aufpasst, klaut sie die Festivalbecher der anderen Besucher, um das Depot dafür einzustreichen. Von diesem kauft sie sich dann ihr Abendessen. Obwohl sie keinen einzigen Rappen ausgibt, beschwert sie sich während der ganzen Dauer des Openairs über die horrenden Preise. Und den Freund, der die Tickets für alle Kollegen besorgt hat, hat sie natürlich noch nicht zurückbezahlt – als einzige im Freundeskreis wohlgemerkt.
Alles, was du fürs Openair brauchst, findest du im Onlineshop auf Gonser.ch
Hinterlasse einen Kommentar